hr-iNFO Büchercheck: Ein paar Tage Licht von Oliver Bottini

hr-iNFO Büchercheck: Ein paar Tage Licht von Oliver Bottini

05.12.2014

Erst einmal ist es einfach nur eine Zahl: Deutschland hat im Jahr 2013 Kriegswaffen im Wert von 5,8 Milliarden Euro exportiert. Im normalen Nachrichtenalltag rauscht so etwas einfach an uns vorbei. Was hinter einer solchen Zahl stehen kann - das schildert Oliver Bottini in seinem Polit-Krimi mit dem Titel „Ein paar Tage Licht“. hr-iNFO Büchercheckerin Karin Trappe hat ihn gelesen.

Worum geht es?

In Algerien ist ein deutscher Rüstungsmanager entführt worden. In Berlin klingeln die Alarmglocken. Ein Krisenstab wird gebildet. Alle tippen auf islamistischen Terror, in Algerien nichts Ungewöhnliches. Doch der deutsche BKA-Mann an der Botschaft in Algier, Ralf Eley, glaubt nicht daran und macht sich auf eigene Faust auf die Spur des Entführten.

Parallel dazu die Lage in Berlin: der Krisenstab debattiert über die zunehmend dramatische Lage in Algerien. Dabei geht es am wenigsten um Menschenrechte und die moralische Zulässigkeit von Rüstungsexporte in unsichere Länder. Es geht um Geld. Ein schwäbischer Waffenlobbyist lädt in Berlin zu ausufernden Festen, um Kontakte zu knüpfen und die Politik auf seine Seite zu ziehen. Bis es am Ende nicht nur in Algerien, sondern auch in Deutschland Tote gibt.

Wie ist es geschrieben?

Oliver Bottini erzählt „Ein paar Tage Licht“ in kurzen, knappen Kapiteln mit schnellen Wechseln zwischen den Handlungsorten in Algerien und Berlin – das ist spannend und intensiv. Dabei ist die Sprache klar, direkt und schnörkellos. Immer auf den Punkt, kein Wort zu viel.

Eley war stehen geblieben, jetzt bewegte er sich weiter, atmete durch. Ein nahezu perfekter Zugriff, ohne dass ein einziger Schuss gefallen war. Aber es war noch nicht vorbei. Auch die kleinen, alten Männer an den Cafétischen waren aufgestanden. Einer von ihnen machte ein paar schleppende Schritte auf Phil zu. Drei, vier Meter hinter ihm blieb er stehen und zog eine Pistole. Phil sah es nicht, sah den Tod nicht kommen. Zweimal schoss ihm der Alte in den Hinterkopf. Dann hielt er sich die Pistole an die Schläfe und drückte erneut ab. Ein Schrei, der Amerikaner: „No! Phil!“ Er riss sich los, verschwand hinter Sicherheitskräften. Das trockene Echo der Schüsse war verhallt. Stille senkte sich über den Platz.

Wie gefällt es?

„Ein paar Tage Licht“ von Oliver Bottini ist ein Polit-Krimi mit tagesaktueller Brisanz. Mich hat fasziniert, wie Bottini aus den eigentlich nüchternen Zahlen deutscher Rüstungsexporte einen spannenden Krimi konstruiert, der die Folgen dieser Waffenlieferungen an den verschiedenen Spielorten aufzeigt. Ein politisches Thema hat sich sozusagen in Fleisch und Blut verwandelt, in dramatische Entwicklungen, in menschliche Schicksale. „Ein paar Tage Licht“ ist kein leichter Unterhaltungskrimi, sondern einer, der die grauen Zellen bemüht. Hochspannend und lehrreich. Es lohnt sich.

 

 

 

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gebundenes Buch, 512 S.
Sprache: Deutsch
DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
ISBN: 9783832196608